Der letzte Tag für Clemens

Der vierte und letzte Tag meiner Reise nach Elandsdoorn begann mit dem Besuch einer Schule. Ndlovu hielt dort für alle Schüler/innen einen Vortrag über Verhüttung, Safer Sex und vor allem das tabuisierte Thema der Menstruation. Irgendwann stellten die Mitarbeiter des NMC fest, dass die Schülerinnen pro Monat bis zu 10 Tage fehlen. Der Grund: Sie können sich keine Binden leisten. Seit dem versucht Ndlovu den Schülerinnen diese kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Unfassbar, dass in einem Land wie Südafrika, welches derart von HIV bestimmt wird, die Sprachlosigkeit darum so groß ist. Deswegen ist dieser Unterricht lebensnotwendig!

 

Vor meiner Fahrt zum Flughafen dann noch der Besuch der sogenannten Waisenhäuser. Ndlovu stellt einer gewissen Anzahl von Waisen, deren Eltern an Aids gestorben sind, kleine sehr einfache Häuser zur Verfügung. In diesen leben meist mehrere Geschwister und deren Kinder zusammen. Sätzlich sorgt Ndlovu für die Ernährung. Auf jedem der Häuser ist eine kleine Solarzelle, die ausreichend Strom für Licht und Handy erzeugt. Gekocht wird auf einer Feuerstelle vor dem Haus. Die Plastikeimer in denen die Lebensmittelspenden alle zwei Wochen abgeholt werden, werden anschließend zum Wassertransport benutzt.

 

Wieder meine Sprachlosigkeit, wenn ich in einem dieser Waisenhäuser dem entzückendsten Kind begegne und dann erfahre, dass seine Mutter mit 14 vergewaltigt wurde und so dieses Kind gezeugt wurde. Glück und größte Brutalität so unfassbar nah beieinander.

 

Ich bin wirklich dankbar über diese Reise.

Die Arbeit von Hugo Tempelman und seiner Frau Liesje so direkt erfahren zu können, ist ein großes Geschenk und spornt mich an, jetzt noch viel mehr für die Hugo Tempelman Stiftung zu tun.

Danke auch Vivi Eickelberg, für die Einladung, aber vor allem für Ihren jahrelangen unermüdlichen Einsatz. Die Jugendlichen überall in Elandsdoorn wissen, warum sie sie „Mama Vivi“ nennen.

 

Liebe Grüße

 

Clemens

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Dei ganze Crew mit Clemens Schick , Liesje und Hugo Tempelman und Vivi Eickelberg.
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Aufklärungstag zum Thema Verhütung und Menstruation in der Oberschule.
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Abschlussinterview mit Clemens Schick.
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Abschlussinterview mit Hugo Tempelman.

3. Tag unsere Südafrikareise

Der Tag begann heute mit einem Besuch in der Klinik des Ndvolu Medical Centers. Hugo Tempelman hat uns gezeigt wie ein „üblicher“ Patientenbesuch aussieht. Von der Anmeldung bis hin zur jeweiligen Untersuchung.

Pro Tag kommen bis zu 200 Patienten. Es sind im Augenblick ca. 4000 Patienten dauerhaft in Behandlung.

Neben dieser Gesamtleistung sind es auch die Details, die mich beeindrucken: dass alle Röntgenuntersuchungen, zum Beispiel im Falle eines Tuberkuloseverdachts, digital erstellt werden, um bei Unsicherheit der Diagnose, diese nach Holland an eine kooperierende Universität schicken zu können.

Wir haben die neue audiologische Abteilung besucht. Durch diese neue Abteilung ist mittlerweile gewährleistet, dass jedes Kind bis zum 10. Tag nach seiner Geburt audiologisch untersucht wird. Bei Kindern HIV-positiver Eltern ist die besonders wichtig.

 

Danach habe ich Charlotte zu Hause besucht. Wir waren zum Lunch verabredet. Sie ist 23 Jahre alt, sehr aktiv im NMC zum Beispiel beim Kickboxen, Netball etc. Sie lebt alleine im Haus ihrer Mutter, welche gestorben ist als Charlotte 9 Jahre alt war. Ich bin zutiefst berührt, sogar erschüttert, wie jemand mit einem so ungerecht harten Schicksal, wie sie es erleben musste, so aufrecht, würdevoll, liebevoll und mutig umgeht.

Sie bekommt keine staatliche Unterstützung, ist oft von den Ernährungspaketen von Ndlovu abhängig und sagt zu mir:

„Obwohl ich oft hungrig aufwache, versuche ich den anderen ein Lächeln zu schenken, weil ich den anderen Kindern hier ein Vorbild sein will, dass man auch ohne Eltern und hungrig, etwas aus seinem Leben machen kann.“

 

Mir fehlen dazu die Worte.

 

Wieder sehr viele Eindrücke.

Gute Nacht zusammen.

 

Clemens

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Charlotte und Clemens vor ihrem Haus, in dem Charlotte allein wohnt, seit sie 9 Jahre alt ist und ihre Mutter starb.
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Charlotte erzählt uns ihre bewegende Geschichte.

2. Tag mit Clemens Schick in Elandsdoorn

Was für ein Tag.

Bin völlig überwältigt von den vielen Eindrücken.

Der Tag begann mit einem Besuch in einer Pre-School des Ndlovu Medical Center.  Kinder im Alter von 2-4 Jahren werden hier betreut, gefördert und bekommen essen. Nebenan ist einer der vielen Gärten, in denen den Care-Takern beigebracht wird, sich selbst zu ernähren, selbst Gemüse anzubauen. Wie überall in den Einrichtungen von Ndlovu gibt es Wassertanks, die auch den umliegenden zur Verfügung stehen. Hierzu sind außerhalb der Einrichtungen öffentlich nutzbare Wasserhähne angebracht.

Danach stand ein Besuch in der Sport und Freizeiteinrichtung des NMC an: Basketball-, Fußball-, Tennisplätze, ein großer Fitnessraum, Trainingsräume, Räume in denen Unterricht und Seminare per Videoscreening absolviert werden können. Sehr viele Schüler verbringen ihre Freizeit hier. Seit der Eröffnung dieses Centers sank die Kriminalitätsrate in der Gegend hier enorm.

Wir haben eine Familie besucht, deren Kind behindert ist. Behinderung wird hier meist als Fluch angesehen, die Kinder versteckt man meist. Es steht bald die Eröffnung einer neuen Ndlovu-Einrichtung an, in der behinderte Kinder betreut und soweit wie möglich therapiert werden können. Den Eltern soll hier auch Selbsthilfe beigebracht werden.

Danach hatten wir noch ein Treffen mit einem jungen Mann – Sandile – (Lesen Sie mehr über Sandile ), dessen Leben sich insofern durch die Hilfe von Hugo Tempelman komplett geändert hat, in dem er durch das neue Tonstudio im Theater die Möglichkeit hat, selber Musik zu produzieren, die Musik des Chores des NMC aufzunehmen. Dieser Mensch hat durch das Mitsingen im Chor und jetzt die Möglichkeiten im Tonstudio eine Zukunft, die für ihn früher undenkbar gewesen wäre.

Morgen steht wieder viel an.

Bin platt.

Jetzt nur noch etwas Textlernen für mein neues anstehendes Projekt.

Gute Nacht zusammen.

Clemens

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Die Preschool-Räume: hell und freundlich.
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Clemens und Liesje werden bei ihren Gesprächen immer von der Kamera begleitet.
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Sozialarbeiterin Ruth Chaulke erklärt Clemens den integrativen Ansatz der Ndlovu Care Group.
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Clemens Schick und Liesje Tempelman.
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Und wieder ein herzliches Willkommen!
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Blühende Gärten in den Ndlovu Nutrion Units.

Reise nach Elandsdoorn – 1. Tag

Am 26. Juli ist unsere kleine Delegation nach einer sehr schwierigen Anreise endlich in Südafrika angekommen.
Wir freuen uns, dass unser Botschafter Clemens Schick jeden Tag einen kleinen Reisebericht schreibt.
Hier die erste Nachricht:

Grobesdal 26.Juli 2016 23 Uhr

Heute sind wir nach einer etwas umständlichen Anreise über Zürich und Istanbul, am Ende sicher in Johannesburg gelandet.

Unser kleines Team besteht aus: Vivi Eickelberg (Vorsitzende der Hugo Tempelman Stiftung), Michael Stroh (Regisseur), Wieland Scharf (Produzent), Arno Canzler (Kamera), Pablo Gollmer Hidalgo (Ton/Kamera-Assitenz) und mir, Clemens Schick.

Wir sind hier bis zum Ende der Woche, um so viel wie möglich über den Stand der Dinge im Ndlovu Medical Centre in Elandsdoorn zu erfahren und aufzuzeichnen, um mit diesem Material unseren Unterstützern ein anschauliches Bild zu vermitteln, was hier vor Ort passiert.

Ich bin mehr als aufgeregt!

Wir wurden heute Nachmittag von dem wunderbaren Chor und der Theatergruppe sehr großzügig willkommen geheißen. Ich bin zutiefst bewegt von der Anmut dieser Jugendlichen, ihrer Würde, Haltung und Lebensfreude und bin sehr gespannt was mich die nächsten Tage hier erwartet.

Morgen wieder ein Bericht.

Gute Nacht.

Clemens

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Der Ndlovu Youtj Choir heißt uns herzlich und mit Engagement willkommen.
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Vivi Eickelberg, Liesje und Hugo, Tempelman und Clemens Schick im Miracle Theatre
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Wir filmen alles fleißig, um am Ende eine tolle Dokumentation zeigen zu können.

Humanitärer Einsatz der Ndlovu Mitarbeiter am Internationalen Nelson-Mandela-Tag

Am 18. Juli – dem Geburtstag des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers – wird alljährlich der Internationale-Nelson-Mandela-Gedenktag begangen. Er wurde im Jahr 2009 durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen deklariert und soll weltweit zum humanitären Verhalten anregen.
Und das haben die Mitarbeiter der Ndlovu Care Group auch in diesem Jahr wieder unter Beweis gestellt. Für die Patienten der Klinik haben sie Suppe und Brot besorgt und diese auch verteilt. Es war so viel, dass es auch für den nächsten Tag gereicht hat und an die behinderten Kinder des Thabakhubedu Behindertenzentrum verteilt werden konnte. Hier war die Freude natürlich enorm!
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Das Jahr der Integration

In diesem Jahr steht bei Hugo Tempelmans Ndlovu Care Group vieles im Zeichen der Integration von behinderten Kindern. Seit langem schon beschäftigt es das Team, das geistig und körperlich versehrte Kinder nicht nur nicht in der Gesellschaft integriert sind, oftmals werden sie nicht einmal medizinisch ausreichend versorgt, dabei ist die Anfälligkeit dieser Kinder noch viel größer. Entsprechende Studien belegen, dass die in einem Gebiet herrschende Armut, der Mangel an Zugang zu nährstoffhaltiger Nahrung, die Exposition gegenüber Umweltfaktoren und Krankheitserregern sowie soziale und sonstige Risiken die Häufigkeit von Behinderungen beeinflussen. Unzureichender Wohnraum erweist sich für behinderte Kinder als besonders negativ. Leider ist die vorherrschende Meinung in betroffenen Familien immer noch, diese Kinder im Haus wegzusperren wäre die beste Maßnahme für ihren Schutz. Alarmierend ist, dass die Hinweise auf Missbrauch immer häufiger auftreten. Die Art des von behinderten Kindern erlebten Missbrauchs hängt häufig mit der Art ihrer Behinderungen zusammen: geistig und körperlich behinderte Kinder werden häufiger sexuell missbraucht, während lernbehinderte Kinder besonders unter Vernachlässigung leiden.

Es gibt landesweit nur wenige Belege für einen Zugang zu frühkindlicher Förderung für behinderte Vorschulkinder. 2009 kam eine an fünf Schulen für Gehörlose in den Provinzen Eastern Cape, Free State und KwaZulu Natal durchgeführte, informelle, kommunal orientierte Studie zu dem Ergebnis, dass gehörlose Kinder nichts über HIV und AIDS, Sexualerziehung, Vergewaltigung, Abtreibung, Missbrauch und Belästigung wussten. In Fällen, in denen sie Lebenskompetenzunterricht erhielten, verstanden gehörlose Kinder die Lehrer nicht immer richtig, da deren Erklärungen häufig nicht in südafrikanischer Zeichensprache erfolgten bzw. für die Schulung keine selbst gehörlosen Lehrer hinzugezogen wurden. Eine große Anzahl an Jugendlichen mit Behinderungen geht nicht zur Schule und können daher auch nicht von an Schulen angesiedelten HIV- und kinderschutzorientierten Programmen profitieren.

Die Ndlovu Care Group unternimmt seit Ende letzten Jahres enorme Anstrengungen, um diese Kinder aufzufangen und ihnen eine fürsorgliche, kindgerechte Umgebung zu schaffen und ihnen vor allem eine behindertengerechte Bildung und Förderung bereitzustellen.

Bereits bei unserem Besuch im Oktober konnten wir im wahrsten Sinne des Wortes die ersten Eckpfeiler sehen. Hier wurde mit dem Bau des Joris Haus begonnen – eine Tagespflegestätte zur Betreuung und Versorgung von behinderten Kindern.

 

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Wunderbare Veranstaltungen im Miracle

Das Miracle-Theater in Elandsdoorn erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Das im Jahr 2008 eröffnete Theater – das erste überhaupt in einem ländlichen Township in Südafrika – ist Kino, Theater, Musikschule und AIDS-Aufklärungsstelle in einem. Es ist mittlerweile als Gemeindezentrum eine feste Größe für die Bevölkerung. Hier werden ebenso Renten ausgezahlt, wie kulturelle Veranstaltungen gegeben aber auch kontinuierliche Aidsaufklärungs- und -präventionsveranstaltungen stattfinden. Es beheimatet unter anderem den Ndlovu Youth Choir, der aus rund 40 jungen Sängerinnen und Sängern besteht und im „Miracle“ jeden Donnerstag probt.

Seit dem letzten Jahr ist Sandile – ein Mitglied des Chors – Veranstaltungsleiter des Miracle. Und seine Arbeit und vor allem sein Engagement machen sich wirklich bemerkbar. Er initiierte die Einladung anderer Chöre ins Mircale, die dann dort zusammen mit dem Ndlovu Youth Choir auftreten, und rührt dafür auch kräftig die Werbetrommel.

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Daneben finden immer Donnerstag die Movie-Nights statt. Im Mandela-Monat Juli werden vornehmlich Filme um das Thema Nelson Mandela gezeigt, aber natürlich auch andere Unterhaltungsfilme. Das ist für so eine kleine Gemeinde wie Elandsdoorn ein großer Fortschritt. Man kann seine eigene Verpflegung mitbringen, doch Alkohol ist ausdrücklich untersagt.

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Auch für diese Veranstaltungsreihe zeichnet Sandile verantwortlich. Seine Geschichte ist ein weiteres herausragendes Beispiel, was aus Kindern aus der Gemeinde werden kann, wenn sie gefordert und gefördert werden.
Sandile hat das Glück – im Gegensatz zu vielen seiner Freunde – ein intaktes Elternhaus zu haben. Er schloss sich relativ früh dem Ndlovu Youth Choir an und wurde einer der zentralen Sänger in der ersten Reihe. Sowohl sein gesangliches als auch sein tänzerisches Talent vielen auf. Aber auch seine Begeisterung für die Musik und die Technik ließen ihn sehr eng mit Ralf dem Chorleiter zusammenarbeiten.

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Schließlich wurde beschlossen, Sandile eine Ausbildung im Tonstudio (eine Spende der Firma Thomann, die über die Hugo Tempelman Stiftung arrangiert wurde) zu ermöglichen, die ihn befähigt, die technische Equipment-Betreuung des Chors und des Miracle-Theaters professionell zu übernehmen. Und dabei blieb es nicht: Der Ideenreichtum und die Begeisterung Sandiles greifen über und so überrascht er Ralf, Hugo und die ganze Gemeinde immer wieder mit neuen Veranstaltungs- und Nutzungsideen für das Miracle-Theater.

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Sandile beim Auftritt in der Südafrikanische Botschaft in Berlin im April 2015

Dabei ist er kreativ aber gleichzeitig auch verantwortungsbewusst. Beispielsweise wird Ende des Monats der ICE AGE-Film für die Kleinsten gezeigt. Damit diese auch sicher nach Hause kommen und es nicht zu spät für die Kinder wird, wurde die Veranstaltung extra auf den Nachmittag verlegt.

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Neues aus Elandsdoorn

Unser Botschafter Clemens Schick fliegt Ende des Monats mit einem Filmteam nach Südafrika. Er möchte sich persönlich einen Eindruck über die aktuellen Entwicklungen und neuen Projekte verschaffen.
Neben dem Besuch des Medical Centers in Elandsdoorn stehen vor allem die Projekte und Programme der Ndlovu Care Group, die Kindern und Jugendlichen eine Zukunft ermöglicht.
Am 25. Juni landen wir in Johannesburg – und wir werden täglich berichten.